OHC I | Oranienburger HC – HC Erlangen II 29:26 (12:17)
Foto (bist): Kapitän Dennis Schmöker.
Ein Wahnsinnsspiel erlebten die 503 Zuschauer in der Oranienburger MBS-Arena am Samstagabend – und einen positiven AusgangOHC für den Gastgeber. Der OHC schaffte es mit einer unfassbaren Energieleistung, einen Fünf-Tore-Halbzeitrückstand in einen Sieg zu verwandeln. Die Freudentänze auf dem Parkett und auf den Tribünen wollten nach der Schlusssirene gar nicht aufhören. Der Gastgeber belohnte sich mit dem 29:26 für ein eigentlich nicht für möglich gehaltenes Comeback. Das Kommentatoren-Duo Marco Krause und Tim Fröhlich – beides Handball-experten – hat so eine außergewöhnliche zweite Hälfte selten gesehen. Niklas Danowski, Kreisspieler beim OHC, der seine Teamkollegen nach vorn peitschte und selbst jede erfolgreiche Aktion bejubelte, sprach von einem „geilen Spiel“.
Vergessen waren die ersten 30 Minuten, in denen der HC Erlangen II das Zepter in den Händen hielt und den OHC teilweise vorführte, nicht. Mit dem geradlinigen Handball ohne Kompromisse erreichte der Gast „über weite Strecken das Limit“, wie der Erlangener Trainer Tobias Wannenmacher sagte. Oranienburgs Trainer Christian Pahl schüttelte ob des Auftritts seines Teams in jener ersten Hälfte den Kopf. „Keine Körpersprache, kein Aufbegehren, keine Einsatzbereitschaft – nichts, was wir uns vorgenommen hatten, setzte die Mannschaft um“, lautete sein Urteil. Die Gäste zogen scheinbar spielerisch ihre Offensivaktionen auf. Fast jeder Angriff wurde mit einem Treffer abgeschlossen. So baute der HCE schnell einen komfortablen Vorsprung auf, der erst drei Tore (8:5/15. Minute), dann vier Tore (11:7/18.), fünf Tore (13:8/20.) und schließlich sechs Tore (16:10/26.) betrug. Durch fehlerhafte Angriffe, aus denen Ballgewinne der Bayern folgten, lud der OHC seinen Gegner geradezu zum Torewerfen ein.
Hätte Malte Dederding von der halbrechten Rückraumposition in der Anfangsphase nicht so regelmäßig getroffen (fünf Tore), dann wären die Punkte schon nach wenigen Minuten weg gewesen. Christian Pahl: „Er hielt uns im Spiel – wenn man das überhaupt so sagen kann.“
Was in der zweiten Halbzeit passierte, ist kaum in Worte zu fassen. Der OHC zündete den Turbo. Wie er das gemacht hat, ist nicht so richtig erklärbar. Es gab punktuell Veränderungen in der Aufstellung. Vor allem aber hat die Mannschaft den Schalter selbst umgelegt. „Ich glaube immer daran, dass wir als Sieger das Parkett verlassen – auch nach diesem Halbzeitrückstand war das so“, sagte Kapitän Dennis Schmöker. Plötzlich war die Mannschaft präsent, sie bot den jungen Gästen die Stirn, fing an zu fighten, unterband viele Angriffe der Gäste. Schon nach 35 Minuten war durch drei Tore in Folge alles wieder offen (15:17). Damit hatte das Team auch die Fans zurückgewonnen, die Halle brodelte. Im Tor steigerte sich der nach 20 Minuten eingewechselte Paul Porath – Paul Twarz hatte seinen Platz freiwillig geräumt – und kaufte den Erlangenern reihenweise Bälle ab. Das war der starke Rückhalt der inzwischen bombenmäßigen Abwehr, die in der zweiten Halbzeit nur noch neun Tore zugelassen hat. Die Gegenstöße, mit denen Erlangen noch in der ersten Halbzeit erfolgreich war, fanden nicht mehr statt, weil der OHC auch im Angriff viel effektiver auftrat als in der ersten Halbzeit und somit Ballverluste vermied.
Die Hereinnahme von Kreisläufer Alexander Pietsch kurz vor dem Wechsel sei eine reine Bauchentscheidung gewesen, so der Coach. Dass sie zugleich ein Glücksfall war, sollte sich im Verlauf der zweiten 30 Minuten zeigen. Er stand nicht nur in der Abwehr wie gewohnt seinen Mann, sondern erhielt bei den Angriffen viele Bälle und verwandelte sie; siebenmal netzte er ein. Beim 21:21 (42.) durch Julius Porath – er verwandelte nach einem gehaltenen Ball seines Bruders Paul den Tempogegenstoß – war erstmals der Ausgleich geschafft. Das pendelt schlug jetzt zugunsten des OHC aus. Erlangen schwächelte im Angriff, verlor die Übersicht. Der OHC war nicht mehr zu stoppen. Julius Porath erzielte die erste Führung (24:23/51.). Wenig später machte das Team den Deckel drauf. Ein Spiel mit Seltenheitswert.
Oranienburg: Twarz, P. Porath, Ziebert – Danowski (4), Gerntke, Krai (3), Schmöker (4), Barten, Hase (3), Pietsch (7), Heil (1), Bauer, Lux, Dederding (5), J. Porath (2), Williams (1)
Erlangen II: Haßferter, Seitze (3), Bayer, J. Poser (2), Walz (3), Kellner (4), Hartmann (1), Bauder (8/1), Banik (1), Längst (1), P. Poser, Bühler (1), v. Gruchalla (1), v. Alvensleben (1)