OHC I | EHV Aue – Oranienburger HC 28:16 (18:10)
Foto (Torsten Weigel): Teamgeist leben und zeigen.
Der Ausgang des Spiels in Aue wird niemanden in Schockstarre verfallen lassen: Tabellenführer EHV Aue behielt am Sonntagabend die beiden Punkte in der Erzgebirgshalle. Der OHC fuhr mit leeren Händen wieder nach Hause. Mit dieser Deutlichkeit war nicht unbedingt zu rechnen, auch wenn die Sachsen ihre Spiele in der Regel klar gewinnen.
In der Sonntagspartie fielen aus OHC-Sicht zwei Dinge besonders auf: die Abwehr- und die Angriffsleistung. Die Oranienburger Abwehr lieferte gegen diese offensivstarke Mannschaft mit Zweitliga-Niveau eine solide Leistung ab. Auch wenn Aue in der Form nicht gänzlich zu stoppen ist, wurden die Angriffe der Gastgeber über die gesamten 60 Minuten zumindest etwas ausgebremst. So gelang es der Auer Mannschaft unterm Strich nicht, die 30-Tore-Grenze zu überschreiten. Es war erst das fünfte Saisonspiel, in dem der Gastgeber unter dieser Marke blieb. Die Oranienburger Abwehr hat sehr gut verschoben, machte die Räume eng und ließ den Außenspielern nicht die ganz großen Entfaltungsmöglichkeiten. Torwart Paul-Janis Twarz parierte auch einige Bälle. „Das ist gut. Hier nur 28 Gegentore zu bekommen, ist gut“, resümierte Trainer Tim Fröhlich.
Aber die Auer Abwehr konnte diese Leistung noch toppen. Der Deckungsverbund machte von Anfang an so gut wie dicht. Und das war – wieder aus OHC-Sicht – die Kehrseite der Medaille: Der stabilen Defensive stand ein laues Lüftchen im Angriff gegenüber. Dem OHC fiel nicht besonders viel ein, um die EHV-Mauer zu durchbrechen. Im Positionsangriff hielt Aue seinen Gast auf Distanz und so weit vom Tor weg, dass sich oftmals schlecht vorbereitete Würfe genommen wurden, die nicht genug Power und Präzision besaßen, um echte Torgefahr heraufzubeschwören. Die Torhüter Sveinbjörn Petursson und Pascal Bochmann vernagelten ihr Gehäuse, parierten mehrfach einhundertprozentige Tormöglichkeiten, darunter zwei Siebenmeter. Ballgewinne verwerteten die Sachsen in der Regel in Tore, oft mit Tempogegenstößen. Die Kommentatoren auf Sportdeutschland-TV überschlugen sich vor Euphorie: „Es ist ja unfassbar, was der ESV heute für eine Leistung aufs Parkett bringt.“ Ein Satz, den der OHC schon oft genug von anderen Gegnern gehört hat; immer wieder gegen Oranienburg laufen Kontrahenten offensichtlich zur Höchstform auf (Füchse Berlin II, Bayreuth, Baunatal). Die Kommentatoren meinten mit ihrer Einschätzung sowohl die gelungenen Aktionen und die Effizienz im Angriff sowie die Monster-Abwehr, die viele Oranienburger Aktionen im Ansatz unterband und zwei Torwarte mit einem Sahnetag in der Hinterhand hatte.
Trotz dieser ungleichen Kräfteverhältnisse und der optischen Unterlegenheit hatte OHC-Trainer Tim Fröhlich 26 Fehlwürfe seines Teams auf dem Zettel zu stehen. „Unglaublich“, sagte er nach dem Spiel über die außerordentlich schlechte Quote. Er rechnete vor: „Wenn wir nur die Hälfte davon verwandelt hätten, sieht alles schon ganz anders aus.“ Die Tatsache, dass sich seine Mannschaft Chancen herausgespielt habe, vermittelte er den Jungs sowohl in den Auszeiten, in der Halbzeitpause als auch nach dem Schlusspfiff. „Wir müssen diese Bälle nur machen.“ Das ist aber am Sonntag nicht geschehen. Insofern nahm das Spiel seinen Lauf. Aue geriet vor 1100 Zuschauern in keinster Weise in Gefahr, die ersten Punkte in dieser Saison an den Gast abzugeben, zu dominant war der Auftritt der Schützlinge von Trainer Stephan Just.
Der OHC wurde im Vorfeld und beim Spiel nicht unbedingt vom Glück geküsst. Alexander Williams hatte sich eine Woche zuvor im Spiel gegen Magdeburg II einen Spiralbruch des Zeigefingers zugezogen und wurde bereits operiert. Er fällt bis auf Weiteres aus. Malte Dederding war genau wie Erik Gerntke (alle Rückraum) durch Krankheit noch nicht voll auf der Höhe. Rechtsaußen Julius Porath verletzte sich in den Anfangsminuten am Knie und konnte nicht mehr eingesetzt werden, so dass das Trainergespann improvisieren musste. Der wiedergenesene Max Bauer (Rückraum rechts) wurde auf der Rechtsaußenposition eingesetzt, Rechtsaußen Nils Müller hingegen spielte im rechten Rückraum.
Aue: Petursson, Bochmann – Planken, Roch (1), Petkov (1), Lux (5/2), Bombelka (1), Sova (1), Mubenzem, Jerebie (3), Levak, Paraschiv (5), Lange, Löpp (5), Gansau (1), Blecha (5)
Oranienburg: Twarz, Ziebert – Danowski (2), Gerntke, Krai (1), Schmöker (6/3), Barten (2), Hase, Pietsch (1), Heil, Reineck (1), Bauer (1), Lux (1), Dederding (1), J. Porath